- richtig scharf!
Wir mussten also nachlasern.
Meine Begeisterung hielt sich einerseits in Grenzen, andererseits wollte ich keine Abstriche machen und endlich eine hundertprozentige Sehleistung haben. Nach einem weiteren Besuch, um den exakten Wert der fehlenden Dioptrien festzustellen, stand auch schon der erneute Lasertermin fest.
Zu meinem Leidwesen klebte an dem bereits bekannten Aufklärungszettel diesmal keine Beruhigungstablette. Aber mir wurde der Vorgang des Nachlaserns zirka so erklärt: „Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: die gute ist, dass wir die Hornhaut nicht extra wieder aufstanzen müssen, die schlechte – wir müssen die alte Wunde wieder öffnen.“, weshalb ich mir dachte, das wird schon nicht so schlimm werden.
Ich regelte meine Angelegenheiten, damit ich wieder eine Zeit lang ausfallen konnte und besorgte erneut die Augentropfen. Diese würde ich diesmal nicht so intensiv verwenden müssen, wie beim ersten Mal, da die Wundheilung beim zweiten Mal immer besser sei. Das klang ja gut.
Runde Zwei
Nur mittelstark nervös saß ich also beim zweiten Termin wieder in diesem Wartezimmer, da ich ja schon ein Profi war, was das Augenlasern betrifft. Ich bekam wieder meine hübschen OP-Schuhe und die Haube und eingetropft wurde ich auch wieder. Bald bat mich der Professor zu sich, so wie er mir beim ersten Mal vor der Operation noch kurz in die Augen geleuchtet hat. Ich setzte mich also nichts Böses ahnend auf den Untersuchungssessel bevor ich seine Worte „Ich muss jetzt die Wunde wieder öffnen“ vernahm. Da ich zum Glück in spontan unangenehmen Situationen äußerlich sehr gelassen reagieren kann, ließ ich es ruhig über mich ergehen, als er mit einer kleinen Pinzette oder Ähnlichem in meinen Augen etwas aufzupfte. Obwohl er die Augen betäubt hatte, spürte ich ein deutliches und sehr unangenehmes Stechen. Ich sollte noch kurz im Wartezimmer platznehmen und so ging ich etwas verwirrt aus dem Behandlungsraum um mich mit einem seltsamen Gefühl in den Augen noch kurz hinzusetzen. Ich lauschte zur Ablenkung dem Gespräch zwischen meiner Mutter und der Sprechstundenhilfe, konnte mich aber nicht aktiv miteinbringen, da ich noch immer zu perplex war, dass er das gerade schon „aufgemacht“ hat. Es fühlte sich seltsam an und ich traute mich nicht, meinen Blick zu weit schweifen zu lassen. Das war vielleicht übertrieben, aber es fühlte sich einfach komisch an.
Ein paar Mal ging der Optiker vorbei und kündigte dann schon an, dass ich mich bereitmachen soll, da es losgeht, wenn er beim nächsten Mal vorbeikommt – mit Mundschutz, das kannte ich ja schon. Das muss ich jetzt auch mal anmerken: Man fühlt sich in dieser Praxis einfach wohl und willkommen, da alle Leute, die dort arbeiten, so einen lockeren Umgang haben und auch mit den Patienten mal „Schmäh führen“.
Ein zweites Mal ging ich also in den kleinen Operationsraum, der diesmal nicht mehr so unbekannt war. Der einzige Unterschied war, dass ich jetzt mehr sah, als beim letzten Mal, nachdem mir nur noch eine halbe Dioptrie fehlte. Durch die fehlende Beruhigungstablette nahm ich auch alles um mich herum viel stärker wahr und mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich mich auf der Liege platzierte. Mein Kopf wurde wieder eingespannt und ich wurde gleich nach rechts, unter das Lasergerät geschwenkt. Die Wimpern wurden weggeklebt und das Auge wurde mit Tropfen betäubt und gespült, auch das kannte ich schon. Dann spürte ich, wie der Professor begann, den bereits etwas angewachsenen Flap erneut abzulösen. Ich spürte es. Die Betäubung hatte wohl nicht ganz so gut funktioniert. Zum Glück bemerkte er das und tröpfelte nach. Leider wurde die Situation für mich nicht wesentlich besser, sodass ich dann die Zähne zusammenbiss und das Stechen so gut es ging ausblendete. Als die Sicht dann durch die Bewegung des Flaps wieder zu wanken begann, musste ich mich zusammenreißen, wie noch nie, um nicht wegzukippen. Die Vorstellung, was da gerade in meinem Auge passiert - was ich beim letzten Mal locker ausgehalten habe - war fast zu viel, sodass sich mein Magen kurz im Kreis drehte. Äußerlich konnte ich meinen Kampf gut verbergen. Ich atmete einmal kräftig durch und begann mir gut zuzureden. Du schaffst das! Reiß‘ dich zusammen! Gleich ist es vorbei!
Der Laser knatterte in mein linkes Auge und der Hornhautteil wurde wieder an seinen rechten Platz zurückgelegt. Ich kann nicht einmal sagen, dass das zweite Auge dadurch schlimmer war für mich, da ich zwar das erste Auge schlimm gefunden habe, aber somit auch schon die Hälfte wieder vorbei war. Auch das rechte Auge wollte sich nicht so ganz betäuben lassen, was ich dann durch ein kleines „Au“ ausdrückte. „Au ist nicht gut.“, hörte ich den Professor murmeln und er tropfte mich erneut ein. Der Schmerz wurde aushaltbar und ehe ich mich versah, war schon wieder alles vorbei und die Schutzlinsen wurden eingesetzt.
Etwas wackelig stand ich auf und wurde ins andere Zimmer begleitet, in dem noch einmal kontrolliert wurde, ob alles geklappt hatte. Ich betete, dass diesmal keine Falte entstanden ist und war froh, als ich den Behandlungsraum ohne Komplikationen wieder verlassen durfte.
Draußen bekam ich noch ein Tropfschema in der „Lightversion“ und eine Leihsonnenbrille, weil ich ganz darauf vergessen hatte, eine mitzunehmen – so ein Profi war ich dann wohl doch nicht.
Mir ging es gleich danach nicht so gut. Meine Augen taten nicht weh, aber ich fühlte mich erschöpft und aufgewühlt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich es beim zweiten Mal schlimmer empfinden würde, aber man darf natürlich auch nicht außer Acht lassen, dass ich beim ersten Mal von Medikamenten beeinflusst war. Nach und nach stabilisierte sich mein Kreislauf und ich blinzelte vorsichtig durch die Sonnenbrille, größtenteils sollte ich die Augen aber zulassen. Ich konnte schon einen wesentlichen Unterschied erkennen und meine Laune besserte sich zunehmend. Der Schleier war, im Gegensatz zum ersten Mal, fast nicht vorhanden.
Am nächsten Tag, bei der ersten Nachkontrolle, konnte beim Sehtest schon eine hundertprozentige Sehleistung festgestellt werden! Mir wurde auch gesagt, dass ich eine sehr gute Wundheilung haben dürfte, da der Flap schon sehr fest angewachsen war. Erstaunt mich, als Laie, dass die vollständige Heilung anscheinend ziemlich lange dauern wird, wenn der Professor positiv überrascht ist, dass es nach einem Jahr „schon“ so fest war. Spannend!
Jetzt, fünf Tage nach der zweiten OP, sehe ich schon fast wieder normal. Ich merke zwar, dass sich meine Augen erst darauf einstellen müssen und dass es kleine Sehschwankungen gibt, was normal ist, aber ich fühle mich bei Weitem nicht so beeinträchtigt, wie nach der ersten OP. Die Augen sind weniger lichtempfindlich und die Lichter streuen sich nicht so extrem, wie beim letzten Mal. Es ist ein ganz neues Sehgefühl, wenn man endlich ganz scharf sieht und ich freue mich schon, wenn alles vollständig vorbei ist!
...vielen Dank, für dein Interesse!
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